Kleiner Rückblick auf die Vorgänger-Orgeln

Im Jahr 1466 werden erstmals Orgeln am Dom erwähnt. Wo im Dom die Hauptorgel stand, ist allerdings unbekannt. Um 1555 wird von einem Orgelneubau berichtet, 1610 fand eine kostspielige Erneuerung statt. Auf den Stand von 1610 geht die heutige Orgel in ihrer Grundanlage zurück. Das eichene Balkengerüst, sowie Teile des Prospekts stammen aus dieser Zeit. Ein Rückpositiv muss hier bereits bestanden haben, denn es wurde 1684 erneuert. Aus diesem Werk stammen wahrscheinlich die Pfeifen der Spitzflöte 4', die auch im Rückpositiv der jetzigen Orgel stehen.


In den Jahren 1701-1705 wurde die Domorgel wieder erneuert. Sie besaß auf zwei Manualen und Pedal 29 Stimmen, von denen 15 im Rückpositiv standen und nur jeweils 7 im Hauptwerk und Pedal. Bereits 20 Jahre später erweiterte man das Hauptwerk um 4, und in der Folge das Pedal um 5 Stimmen. Die Prospektgestaltung in Form und Farbe aus den Jahr 1701 wurde an der Orgel von 1963 wiederhergestellt: Drei dominierende, vorspringende Pfeifentürme, dazwischen flache Felder, verziert mit geschnitztem und vergoldetem Ranken- und Laubwerk; an den Seiten große Anschwünge und ein prachtvoller Abschluss durch Wappenlöwen, Königskrone und -monogramm.


Von 1746-1773 fanden drei Reparaturen durch Johann Daniel Busch und J. D. Busch d.J. statt. Die Firma Angel aus Flensburg baute 1788 seitliche Pedaltürme für fünf neue Stimmen hinzu.


Unter Verwendung alten Pfeifenmaterials wurde 1839 von der Firma Marcussen & Reuter eine neue Orgel gebaut (47 Stimmen auf drei Manualen). Wegen Bauschäden an der Westwand war im Jahre 1886 eine provisorische Versetzung der Orgel in das nördliche Querhaus notwendig. Im Jahre 1893 wurde die Orgel auf der neuen Empore im Westen wiederaufgebaut. Diese Arbeit geschah durch die Firma Rohlfing aus Osnabrück. Bei dieser Gelegenheit wurde das Rückpositiv entfernt.


Kurz vor dem ersten Weltkrieg sollte Marcussen einen Neubau vornehmen, der aber wegen des Kriegs nicht vollendet werden konnte. Die Firma Sauer aus Frankfurt/Oder stellte das Werk 1920 fertig. Dabei wurde zeitbedingt viel schlechtes Material verwendet. Die Traktur war erstmals pneumatisch und der Spieltisch freistehend.


1950 nahm die Firma Walcker aus Ludwigsburg mehrere Reparaturen vor. Die Traktur wurde elektrifiziert. 1953 musste ein neuer Orgelmotor eingebaut werden, da die gesamte Stadt Schleswig von Gleichstrom auf Wechselstrom umgestellt wurde. Der ursprüngliche Pfeifenbestand ging im Laufe der zahlreich Erweiterungen und Umbauten bis auf wenige Ausnahmen verloren.


Die Sauerorgel war bald reparaturbedürftig geworden. Wegen der eindeutigen Sachlage, dass die Reparaturen teurer würden als ein Neubau, bekam am 09./10.07.1960 die Firma Marcussen den Zuschlag für einen Neubau. Am 22. Januar 1963 wurde mit dem Abbau der alten Orgel begonnen, ab August begann der Aufbau der neuen Orgel. Der Festgottesdienst zur Einweihung fand am 22.12.1963 Uhr statt. Der Preis für das Instrument von der Firma Marcussen betrug 195.148 DM.

Die Pfeifen der Orgel sind nun wieder im Prospekt von 1701 untergebracht, allerdings stehen sie wesentlich enger als zuvor (weil es mehr Register waren als zur Entstehungszeit des Prospekts).
Der in die Emporenbrüstung eingelassene Teil der Orgel, das Rückpositiv, wurde völlig neu in neu entworfenem Gehäuse erbaut, da von den verschiedenen Brüstungsorgeln, die im Laufe der Jahrhunderte hier gestanden haben, nichts mehr vorhanden war.

Bei der Neudisponierung von 1963 wurde die großzügige Besetzung des Rückpositivs wieder aufgenommen. Auch das Hauptwerk und das Pedal wurden erheblich reicher ausgestattet, im schmalen Unterbau des Orgelgehäuses wurde ein „Brustwerk“ aufgenommen, das bewegliche Türflügel erhielt. Mittels eines Fußhebels kann der Klang dieses Werkes zum Ab- und Anschwellen gebracht werden.

Das Klangbild der Orgel ist zeittypisch „neobarock“ disponiert und intoniert: Hell, schlank, mitunter scharf, mit zahlreichen Mixturen, Zungenstimmen in allen Werken.

Die Marcussen-Orgel hat auf drei Manualen und Pedal 51 Stimmen. Die genauen Bezeichnungen der Register finden Sie hier (Disposition).

Die Spieltraktur ist mechanisch, die Registeranlage elektro-pneumatisch.
Technische Spielhilfen: 2 Manualkoppeln, 3 Pedalkoppeln, 2 freie Kombinationen und einzeln schaltbare Supplementkombination, Registerschweller und Schwelltritt Brustwerk.


1969
wurden die Knöpfe für die Pedal- und Supplementkombination wegen Behinderung beim Spielen versenkt. Zudem wurde die Schaltung des Registerschwellers wegen des automatischen Ausschaltens der Handregister geändert. Das Regal 16' aus dem Brustwerk wurde 1983 gegen eine Oboe 8' ausgetauscht, um die Spielmöglichkeiten des Brustwerks zu erweitern. Außerdem wurde die Terz aus dem Brustwerk gegen eine neue mit weiterer Mensur ausgetauscht. Auch eine Instandsetzung des Brustwerks war nötig.


1989
erfolgte die Instandsetzung der gesamten Orgel für 42.100 DM.


1991
kam es zu Durchstechern im Hauptwerk wegen der Lösung von Leimfugen in der Windlade. Es folgten Ausbau, Reparatur, Wiederaufbau und die Nachintonation. Außerdem wurden 50 Tastenbeläge aus Elfenbein erneuert. Die elektronische Schaltanlage für die freie Pedalkombination wurde geändert. Die Kosten für diese gesamte Instandsetzung betrug 47.847 DM.


Im Jahre 2010 wurde aufgrund massiver Schäden eine grundlegende Sanierung der Orgel nötig.